Turnierarchiv 2019

Sa. 20.4.2019: Anreisetag
Um 16.45 treffe ich mich mit Arlette am Flughafen Zürich. Das Einchecken klappt wunderbar. Wir landen um 23.00 (Griechische Zeit; +1) in Rhodos. Am Flughafen werden wir böse überrascht: Mein Elektrorollstuhl läuft nicht! Arlette endeckt 4 Kabel mit Stecker die unter dem Rollstuhl raushängen. Da wir keine Ahnung haben um welche Stecker es sich handelt, lassen wir den Elektriker kommen. Zum Glück ist er schnell da! Er schraubt den hinteren Teil ab und siehe da, es kommen 4 Steckdosen zum Vorschein! Der Elektriker hat uns gerettet. Mein Adrelaninspiegel senkt sich wieder auf normale Werte. Warum ausgerechnet diese Stecker ausgezogen werden mussten, bleibt mir ein Rätsel! Arlette hat doch der netten Dame, die für den Rollstuhl zuständig war, vor dem Abflug klar erklärt, dass man nur ein Knopf rausziehen muss um die Sicherung auszuschalten.

Um 0.30 sind wir endlich im Hotel Sheraton. Die nächste Überraschung folgt sogleich! Das Bad im Zimmer ist sehr klein. Ich kann knapp wenden! Nun, wir schauen Morgen weiter. Ich will nun endlich in die Federn. Um 1.30 Uhr löschen wir die Lichter. 

So. 21.4.2019: 1. Runde
Dieses Jahr nehmen an der WM 286 Spieler aufgeteilt in 7 Kategorien (A-G) teil. In der Kat. C, wo ich spiele, sind es 53 Spieler.

Cahic Igor/SUI (1674) - Tillmann Marc (1914) 0:1

In der Französisch-Abtauschvariante gewinne ich bereits im 12. Zug die Qualität. Nach 4 weiteren Zügen gibt mein 14-jähriger Gegner, der für den SG Zürich spielt, auf. 

Während meiner Partie schildert Arlette an der Reception unser Problem wegen dem Badezimmer. Wir dürfen ins Zimmer nebenan, welches ein rollstuhlgängiges WC hat! Dazu ein Balkon mit einer Traumaussicht aufs Meer! Jetzt können die Schachferien beginnen! Der Rest des Tages verbringen wir mit rekognoszieren, schlafen und spazieren. Es ist eine sehr schöne Anlage mit 5  Pools, davon 1 Innenpool.

Mo. 22.4.2019: 2. und 3. Runde

2. Runde:

Tillmann Marc (1914) -

Mejlvang Jens Peter/DEN (1988) 1:0

In der Eröffnung stehen wir in einem Nimzoindisch ausgeglichen. Im 30. Zug gewinne ich in einer besseren Stellung eine Figur. Mein Gegner gibt sofort auf.

3. Runde:

Tillmann Marc (1914) -

Anand Thushar/HKG (1953) 0:1

Eine unnötige, ärgerliche Niederlage! In einer Grünfeldindischen Eröffnung stehe ich im 29. Zug glasklar auf Gewinn! Ich gewinne die Qualität. Es wäre leicht gewonnen gewesen. Wegen eines Anfängerfehlers muss ich in ein velorenes Turmendspiel abwickeln!

Am Abend wollen wir dann noch in eine der mehreren Bars. Doch mit dem Lift ist sie nicht zu erreichen. Wir werden überrascht! Es hat sogar ein Treppenlift. Also nichts wie los! Doch oh weh. Kurz vor dem Ziel bleibt er stecken! Auch die Bügeln gehen nicht mehr hoch! Also, zuerst muss ich vom Rollstuhl gehieft werden und dann ist der 130 kg schwere Rollstuhl dran.

Endlich geschafft. Mit einer Riesenrampe kommen wir dann doch noch runter. Ein Abenteuer mehr!

Schliesslich gehen wir in eine andere Bar, welche ohne Probleme erreichbar ist!

Mi. 24.4.2019: 5. und 6. Runde

5. Runde:

Tillmann Marc (1914) -

Karner Sylvia/AUT (1686) ½-½

Meine Gegnerin hat zwar nicht so viele Elo, spielt aber hervorragend! Ich gewinne zwar die Qualität, jedoch habe ich die Stellung völlig überschätz. Mit viel Glück für mich wird die Partie remis.

6. Runde:

De Bruijn Tjerk-Peter/NED (1807) -

Tillmann Marc (1914) 1:0

Ich misshandle die Eröffnung (Französisch) komplett und werde im 22. Zug Matt gesetz. Eine desolate Vorstellung! 2.5/6; da kann ich nicht zufrieden sein!

Fr. 26.4.2019: 7. Runde

Tillmann Marc (1914) -

Kirsin Joachim/GER (1862) 1:0

In einer Nimzoindischen Eröfnung opfere ich im 19. Zug die Qualität und lanciere einen starken Angriff. Schwarz kann ihn nicht mehr parieren und gibt in hoffnungsloser Stellung im 43. Zug auf.

Am Nachmittag lassen wir uns am Pool von der Sonne braten. Das Wetter spielt seit gestern auch mit. Es windet leicht und ist fast wolkenlos. Bis am Mittwoch windete es ziemlich stark und es war auch frisch.

So. 28.4.2019: 9. Runde

Tillmann Marc (1914) -

Broksch Dirk/GER (1853) 1:0

Zum Schluss noch ein hart erkämpfter Sieg nach 4½ Stunden und 71. Zügen.

Mit 5/9 erreiche ich als Startnummer 26 doch noch den 18. Rang. Mit dem Resultat bin ich zufrieden obschon ich etwas (zu)viele Auf und Abs hatte. Am Galaabend mit der Rangverkündigung dürfen wir natürlich nicht fehlen. Leider fliegen wir morgen schon wieder nach Hause.

Mo. 29.4.2019: Rückreisetag

Leider gibt es keinen Direktflug nach Zürich. Wir müssen über Athen nach Hause fliegen. Pünktlich um 12:10 Uhr holt uns das Taxi ab. Der Flug bis nach Athen verläuft reibungslos. Unsere Koffer in Athen werden direkt zum nächsten Flug weitergeleitet. Den Rollstuhl muss ich noch einchecken. Wir sind bereit für den Weiterflug. Doch das Flugzeug nicht! Wegen einer technischen Panne fliegen wir mit 1½ Stunden Verspätung ab. Wir landen um 21:00 Uhr statt wie vorgesehen um 19:30 Uhr in Zürich. Der nächste Direktzug von ZH Flughafen-Bern fährt um 22:45. So reicht es mir geraden noch auf den letzten Zug (0:11 Uhr) von Bern-Schönbühl. Denkste! Der Zug hat 8 Minuten Verspätung und es reicht nicht mehr! Was nun? Der Verzweiflung nahe rettet nich der nette Zugbegleiter. Er versucht es beim BETAX (Behindertentaxi). Siehe da, ich werde um 01:00 abgeholt. Das ich noch 30 Minute warten muss und natürlich friere, ist mir egal. Hauptsache ich bin um 01:30 Uhr zu Hause! Zudem erhalte ich von der SBB noch einen Gutschein von Fr. 60.-- weil der Zug verspätet war und ich es nicht mehr auf den letzten Zug reichte.

Ereignissreiche, schöne Ferien sind nun schon wieder zu Ende. Ich möchte es nicht unterlassen, mich bei meiner Assistentin Arlette herzlich zu bedanken. Sie hat in den hektischen Phasen (Hin- und Rückflug) stehts die Ruhe bewart und mich bei Niederlagen getröstet. Es waren fantastische 9 Tage!